Französische Duette für Flöte und Fagott

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Andrea Lieberkecht, Flöte
Dag Jensen, Fagott

Eugène Bozza (1905-1991): Sonatine (1938)
Pierre-Max Dubois (1930-1995): Petite Suite (1963)
Noel-Gallon (1891-1966): Sonate
Alain Weber (1930): Sonatine
Pierre Gabaye (1930): Sonatine

Die CD ist erschienen bei: de haske (DHR 16.003)

 

Französische Duette

Ausschließlich französische Duos für Flöte und Fagott auf einer CD? Auf den ersten Blick irritiert die Zusammenstellung. Beim Hören wird man jedoch sofort gefangen genommen von der Virtuosität und Klangschönheit, mit der die beiden Solobläser des WDR-Sinfonieorchesters Köln, Andrea Lieberknecht und Dag Jensen, diese Werke präsentieren. Es gibt einige unbekannte Kompositionen zu entdecken, denn wer kennt schon Noel-Gallon, Allain Weber, oder Pierre Gabaye? Alle fünf eingespielten Duos atmen den Geist der französischen Musik in der Nachfolge Iberts oder der Mitglieder der „Groupe des Six“, die sich sowohl gegen die Ästhetik Wagners als auch gegen den Impressionismus Debussys stellten. Wie aus dem informativen Booklet von Ingeborg Allihn hervorgeht, wurden die meisten dieser Werke auch für Unterrichtszwecke komponiert, enthalten somit viel Skalenwerk, rhythmische Übungselemente und Zusammenspieltraining.

Das gehaltvollste Werk stammt wohl von Noel Gallon, einem Schüler von Messiaen und Dutileux. Hier kann man in den eleganten Ecksätzen und ganz besonders im ausdrucksvollen langsamen Satz musikalische Entwicklungen verfolgen. Ebenfalls Schüler von Messiaen ist Allain Weber, der das Fagott in seiner Sonatine hauptsächlich begleitend einsetzt, dem aber mit diesem eingeschränkten Instrumentarium zauberhafte Stimmungen und farbige Klangkombinationen gelingen.

Allen Holzbläsern bekannt ist Eugène Bozza, der in seiner bekannt leichtgewichtigen Art eine hochvirtuose Sonatine beisteuert, in der die virtuosen Flötenarabesken über einem „stolpernden“ Fagott zu schweben scheinen. Großartig, wie die beiden Bläser dies mit einem Augenzwinkern vorführen.

Die beiden gleichaltrigen Komponisten Pierre-Max Dubois und Pierre Gabaye überzeugen besonders in den schnellen Sätzen, wo bei Dubois die grotesken Klangwirkungen des Fagotts in den Vordergrund gerückt werden und wo die beiden Musiker im heiklen 5. Satz perfektes Zusammenspiel demonstrieren. Gabaye, der seine Tätigkeit als Chef der „Leichten Musik“ bei Radio France nicht verleugnen kann und dessen Musik ansteckende Lebensfreude, Witz und Humor ausstrahlt, versprüht am Ende mit seiner charmanten Sonatine bewundernswerten französischen Esprit.

(von Thomas Richter, aus: Das Orchester)

 

French Duets

Only French duets for flute and bassoon on a compact disc? The combination irritates at first. However, while listening, one is immediately captivated by the virtousity and the beauty of sound with which the two solo players of the West German Radio Symphony Orchestra, Andreas Lieberknecht and Dag Jensen, present the pieces on their wind instruments. There are still some unknown compositions to be discovered for who already knows Noel Gallon, Allain Weber or Pierre Gabaye? All five recorded duets breath the spirit of French music in emulation of Ibert or the members of the „Groupe des Six“, the Group of Six, who opposed Wagner`s aesthetics as well as Debussy`s impressionism. Ingeborg Allhin`s informative booklet tells us that most of these pieces were composed for instructive purposes, thereby embodying much scale work, rhythmic elements for practice and training in playing together.

The most profound piece, to be sure, is by Noel Gallon, a pupil of Messiaen and Dutilex. In this piece one can follow the musical development in the elegant first and third movements and especially in the expressive , slow movement. Allain Weber is also a pupil of Messiaen. In his Sonatina he uses the bassoon mainly as accompaniment nevertheless creating, with the limits of this instrument, a bewitching mood and a colorful combination of sounds.
All woodwind players are familiar with Eugene Bozza, who in his known „lightweight“ way, contributes a highly virtuous Sonatina. In this piece, a masterly flute arabesque seems to float above a „stumbling“ bassoon. Grandiose the way these two musicians present it in a wink of the eye.

The composers, Pierre-Max Dubois and Pierre Gayabe, both of the same age, please us especially in the fast movements where, in Dubois the grotesque sound effects of the bassoon are placed in the foreground and where, in the exacting fifth movement, the two musicians demonstrate perfect team-work. Gayabe, who cannot disavow his position as head of Radio France`s „easy-listening music “ and whose music radiates a contagious joy of living, wit and humor, at the end, spreads the wonderful French esprit with his charming Sonatina.

(Thomas Richter, from the German magazine „Das Orchester“.
Translation: Kate Siegle)