Olav Berg (*1949) Norwegen/Norway

Vertigo für Fagott Solo/ for Bassoon solo (1992).
Accolade Musikverlag

Sonatine für Fagott und Klavier/ Sonatina for Bassoon and piano (1995).
Schott FAG 29

Doppelkonzert für Flöte/Bassflöte, Fagott und Orchester (2006).
Uraufführung 2008 Mit Andrea Lieberknecht, Flöte, Dag Jensen, Fagott, NDR Radiophilharmonie Hannover, Ltg. Eiji Oue.
NB (National library of Norway)

Trio Hamlet für Flöte/Bassflöte, Fagott und Klavier (2008).
Vorraussichtliche Uraufführung Juni 2015 beim Musikfestival „Spannungen“ in Heimbach.
NB (National library of Norway)

Olav Berg wurde 1949 in dem kleinen norwegischen Dorf Kvelde in der Region Vestfold
geboren. 1972 begegnete er zum ersten Mal seinem Lehrer Antonio Bibalo, durch dessen fünfjährigen Unterricht er nachhaltig beeinflusst wurde, sodass für Berg feststand, dass er hauptberuflich Komponist werden wollte. Allerdings musste er zunächst seinen Lebens-
unterhalt als Trompeter der Musikkapelle der königlichen Marine in Horten verdienen. Während dieser Zeit (1973 bis 1979) gelang es ihm, für ein Jahr bei Lennox Berkley in
London seine Kompositionsstudien zu vertiefen. Seit 1981 widmet er sich ausschließlich der Komposition.

Olav Bergs Musik entsteht meist folgendermaßen: er improvisiert am Klavier, bis er auf musikalische Ideen oder Motive stößt, die ihn anspricht und die er dann notiert. Im
Stadium des Improvisierens sammelt er musikalische „Zellen“, mit denen er dann zu
komponieren beginnt.

Die Sonatine für Fagott und Klavier veranschaulicht sein Kompositionsverfahren deutlich. So klingt der Anfang der Sonatine nach einem zaghaften »Suchen«: In den ersten sechs Takten kreist das Fagott in kleinsten Intervallen um den Ton C. Dieses „zögernde Moment“ kehrt im Laufe des Stückes wieder, allerdings nicht mehr in diesem Ausmaß. Der formale Aufbau dieses Prozesshaften Sich-Entwickelns folgt keiner strengen Gesetzmäßigkeit.
Solches Experimentieren mit einem kleinen Tonfeld als Initialidee für eine Sonatine,
gepaart mit subtilen dynamischen und artikulatorischen Ausdrucksmitteln, läßt Gedanken an eine von ihm als „Mezzoforte-Musik“ abgelehnte Musik, die kontrastarm dahinfließt, gar nicht erst aufkommen.
Die Sonatine wurde am 30. August 1995 von Dag Jensen und Midori Kitagawa in Rotterdam uraufgeführt.

Für das 1992 von Dag Jensen in Amsterdam erstmals aufgeführte Vertigo für Fagott solo könnte man Olav Bergs musikalisches Credo anführen-. „Der Zuhörer soll einfach nur mit einer offenen Einstellung zuhören und sich von seiner Imagination leiten lassen. Nur so wird er mitschaffen und nicht in Passivität verfallen.“

 

„Was für ein schönes Stück! Dass Avantgardemusik auch wie Musik klingen kann, wird hier aufs Schönste unter Beweis gestellt. Und das mit so einfachen Mitteln: ein paar schnelle Finger in der unteren Oktave, etliche Vierteltönchen in der hohen (Sacre)Lage, dazu einige befreiende Seufzer auf e2 und f2 – voila! Und es klingt!

Man soll sich indes nicht täuschen: das Stück hat es in sich. Es braucht schon Interpreten der Spitzenklasse, um es adäquat zur Geltung zu bringen. Dag Jensen und seine Frau
Midori Kitagawa haben die Sonate 1998 auf CD (Dabringhaus & Grimm MDG 603 0831-2) eingespielt. Sie ist für diese beiden komponiert worden, und sie haben sie 1995 in Rotterdam uraufgeführt. – Wer unter den Fagottisten/ innen die französische Fagottliteratur und deren Einstufung nach dem Conservatoiresystem kennt, wird wissen, dass der Begriff „Sonatine“ auch den höchsten Schwierigkeitsgrad beinhalten kann. Damit liegt man hier wohl richtig.

Das Werk beginnt pp, wie aus dem Nichts, adagio mit dem hohen c2 des Fagotts,
zögernd, tastend, in Mikrointervallen um diesen Ton kreisend, vom Klavier mit äolsharfenartigen Einwürfen unterlegt; nach dieser fernöstlich angehauchten Präambel folgt der zweite, bewegtere Teil (piu mosso), in dem sich beide Interpreten die Bälle zuwerfen, das Fagott oft in der tiefen Lage. Erfrischend dieser motorische Teil in seiner neckischen Attitüde, die ganz nach Modern-Jazz-Chorussen klingt. Zum Schluss, quasi als dritter Teil, wird das Tempo wieder gemächlicher und führt gewissermaßen zum Anfang zurück, bevor es in der ganz hohen (Fagott)Lage verklingt.

Der Komponist Olav Berg wurde 1949 in dem norwegischen Dorf Kvelde geboren. Er bekam schon früh Kompositionsunterricht bei Antonio Bibalo und Lennox Berkeley. Nachdem er sechs Jahre als Trompeter in der Musikkapelle der Königlichen Marine in Horten gespielt hatte, widmete er sich ganz der Komposition. Anfang der 90er Jahre begann er, mit Dag Jensen, seinem Landsmann, eng zusammen zu arbeiten; nach dem Stück
„Vertigo“ für Fagott solo ist die Sonatine für Fagott und Klavier eine weitere Frucht dieser Zusammenarbeit.

Der Verlag Schott hat eine gut gemachte Ausgabe in bekannt Schott’scher Qualität herausgebracht; die Aufmachung ist ansprechend, Papierqualität, Druck und Lesbarkeit sind sehr gut, Umblätterprobleme sind, zwar knapp, aber doch erfolgreich vermieden worden.“
Brigitte Lisk-Hilkenbach, Oboe-Fagott Nr.63